Archiv für den Monat: November 2023

Geschichtsblätter

Zur Buchpräsentation der Schmalkaldischen Geschichtsblätter Bd. 13-2023 laden wir recht herzlich
am Mittwoch, den   22. November 2023, 17.00 Uhr in das Vereinslokal der Bergfreunde,  98 574 Schmalkalden, Kirchhof 4 ein.

Enthalten in der diesjährigen Ausgabe der Schmalkaldischen Geschichtsblätter sind neun abwechslungsreiche Beiträge zur Regionalgeschichte. Der Jubiläumsartikel erörtert den Standort des ältesten Eisenhammerwerkes im Altkreis Schmalkalden, welcher bereits vor 675 Jahren urkundlich erwähnt wurde. Man erfährt ausführliches über das Leben von Dr. Liselotte Kottler, welche Deutschlands längst amtierende Rechtsanwältin war oder baugeschichtliches über das Stengel‘sche Haus. Auch geschichtliches zum Burgberg von Brotterode und zur Landwehr am Bartstock sind beinhaltet. Ein interessanter Beitrag zur Geschichte einer Schmalkalder Firma oder auch die Abhandlung über die Exlibris-Familienserie können neugierig machen. Ebenso enthalten in der Ausgabe sind ein Artikel über mundartliches aus Brotterode sowie ausführliche Recherchen über mögliche Ursachen des Erdfalles von Schmalkalden. 
Unsere Mitglieder haben die Möglichkeit, das Heft vor Ort zu kaufen für den Mitgliederpreis von 5,00 €. Für Nichtmitglieder beträgt der Preis ca.: 15,00 €

Pflichtlektüre für Geschichtsinteressierte und Schulen

von Annett Recknagel aus STZ/FW 09.11.2023

Der zweite Band der Ortsbeschreibungen in der Herrschaft Schmalkalden liegt druckfrisch vor. An dem Gemeinschaftswerk haben sechs Autoren mitgearbeitet.

Schmalkalden Klaus Holland-Letz war der „Übeltäter“ – im positiven Sinn gemeint. Welchen Stein er vor sechs Jahren mit seiner Idee ins Rollen gebracht hat, hätte er selbst nicht für möglich gehalten.

So schlug er einst vor, die Ortsbeschreibungen der Herrschaft Schmalkalden im 18. und 19. Jahrhundert von den 32 zugehörigen Gemeinden in ein Buch zu bringen. Seine Mitstreiter vom Verein für hessische Geschichte und Landeskunde 1834 e. V. wurden hellhörig. Eine spannende Aufgabe, aber für nur ein Buch dann doch etwas zu viel. Das Werk wäre viel zu dick geworden.

Deshalb entschied man, es zu splitten. Und das war gut so. Allein Band I der Ortsbeschreibungen Herrschaft Schmalkalden, der sich in alphabetischer Reihenfolge den Gemeinden von Altersbach bis Elmenthal widmet, umfasst 491 Seiten. Im einzelnen wurden darin die Gemeinden Altersbach, Asbach, Atzerode, Aue, Auwallenburg, Barchfeld, Bermbach, Breitenbach, Brotterode, Dippach und Elmenthal besprochen.

Der jetzt vorgestellte Band II enthält Register für die Orte Fambach, Floh, Grumbach, Haindorf, Helmershof, Herges-Hallenberg, Herges Vogtei, Herrenbreitungen, Heßles, Hohleborn, Kleinschmalkalden, Laudenbach, Mittelschmalkalden, Mittelstille, Näherstille und den Nesselhof und bringt es auf 503 Seiten. Daran mitgearbeitet haben sechs Autoren – alles ehrenamtliche Vereinsmitglieder.

Bis auf den letzten Platz gefüllt – das Vereinslokal der Bergfreunde zur Buchpräsentation.

Jochen Halbig beleuchtete Fambach und Herrenbreitungen, Ute Wagner nahm Helmershof, Herges-Hallenberg und den Nesselhof genauer unter die Lupe. Michael Scholz setzte sich mit Haindorf, der Vogtei Herges und Mittelstille auseinander. Rainer König recherchierte zu Kleinschmalkalden. Gudrun Hammel war für Mittelschmalkalden die Ansprechpartnerin.

Den größten Aufwand betrieb Erika Heilgeist. Sie recherchierte zu Floh, Grumbach, Herges-Hallenberg, Heßles, Hohleborn, Laudenbach und Näherstille. Satz und Cover stammen von Jeannette Fräbel. Zur Buchvorstellung herrschte im Vereinslokal der Bergfreunde in Schmalkalden ein reger Andrang. Unter anderem war auch Landrätin Peggy Greiser gekommen. Die Bürgermeister Markus Böttcher für Steinbach-Hallenberg und Ralf-Peter Schmidt für Fambach kauften Bücher. Ebenso waren Museumsdirektor Kai Lehmann und der Leiter des Forstamtes Dominik Hessenmöller anwesend – beide vertieften sich sofort in die Lektüre. Lektüre für den Unterricht

Die Ortsbeschreibungen der Herrschaft Schmalkalden sind eine Bereicherung für alle Interessierten der Orts- und Heimatgeschichte in der Region, das steht für das Autorenteam fest. Angelegt wurden sie durch die Landgrafschaft Hessen-Kassel im Zusammenhang mit der steuerlichen Erfassung der Bevölkerung. Die Transkriptionen dieser Beschreibungen bieten somit einen Einblick in land- und forstwirtschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle, gesellschaftliche, demografische, geschichtliche und geografische Verhältnisse des 18. beziehungsweise 19. Jahrhunderts. Auch für die Ahnenforschung haben sie Bedeutung. Erika Heilgeist erklärte, das jede Beschreibung 45 Paragrafen enthält. Man findet Angaben zu Lage der Ortes, Wasserversorgung, Fischereirechten, Braurechten und auch die Gemeindegrenzen sind angegeben.

Natürlich nannte sie in ihrem Referat zur Präsentation auch Beispiele. Unter der Rubrik Kirche war ihr unter anderem aufgefallen, dass die Fambacher mit ihren Pfarrern damals nicht zufrieden gewesen seien und sich einen eigenen erwählt hatten. Weil es in Grumbach keine Kirche gab, fanden die Taufen in den Wohnhäusern der Einwohner statt. Die Besoldung von Pfarrern und Schulmeistern erfolgte mit Naturalien wie Getreide, Brennholz, Reisig oder Bier.

In allen Orten gab es Grabungen. In Kleinschmalkalden und Fambach wurde nach Steinkohle gegraben, in Laudenbach nach Eisenstein. Fast alle Gemeinden hatten Kriegslasten zu bezahlen. Über Wirtschaften, Häuser, Gewerke und die Situation auf den Feldern kann manch Interessantes nachgelesen werden. Erika Heilgeist berichtete, dass vieles über die im Haushalt lebenden Personen und den Zustand der Familien zu erfahren sei. Und auch die Mühlen spielen eine Rolle. Landrätin Greiser lobte das Engagement der Autoren und freute sich, dass der zweite Band jetzt erschienen ist. Die Autoren hatten sich im Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden, im Hessischen Staatsarchiv in Marburg und im Thüringer Staatsarchiv in Gotha belesen. Die dafür verwendete Zeit konnte keiner mehr so richtig benennen, auf alle Fälle waren es viele, viele ehrenamtliche Stunden.

Jürgen Messerschmidt würdigte das und sagte: „Das, was die Autorinnen und Autoren geleistet haben, ist eine erstklassige Sache. Transkription ist sehr schwierig. Das Buch gehört in jedem Bücherschrank eines geschichtlich interessierten Menschen.“ Dass die Schulen darauf nicht zurückgreifen würden, könne er persönlich nicht verstehen. Hier gebe es Nachholbedarf. „Diese Dinge gehören in den Unterricht“, meinte Messerschmidt.

Insgesamt gilt es 32 Ortschaften zu beschreiben. Band drei ist bereits in der Korrektur und soll im Juni 2024, rechtzeitig vor der 1150-Jahrfeier von Schmalkalden, erscheinen, eben weil darin auch die Lutherstadt besprochen wird. Freuen kann man sich auf ein Werk mit 530 Seiten. Der vierte und letzte Band ist ab November 2025 zu haben.